blog
Klima schützenKundenporträtsEin Handtuch gegen den Klimawandel

Ein Handtuch gegen den Klimawandel

Nicht nur kuschelig, sondern auch nachhaltig: Mit Kushel hat ein Hamburger Startup nicht nur die erste klima- und ressourcenpositive Textilmarke der Welt begründet, sie bringen uns auch die kuscheligsten Handtücher seit der legendären Waschmittelwerbung der 1980er Jahre. Mindestens.

Kürzlich bei uns im Geschäftskundenvertrieb: Verzückte „Ahs“ und „Ohs“ schallen über den Flur. Quell der Freude ist das Paket unseres Geschäftskunden Kushel, dessen Inhalt gerade ausgiebig von unserer Kollegin Ute befühlt und betastet wird.

Das Hamburger Startup verspricht nicht nur das erste klimapositive Handtuch, es sei auch deutlich weicher als handelsübliche Baumwollhandtücher. Immerhin, den freudigen Ausrufen der Kolleginnen und Kollegen nach zu schließen wird das letztgenannte Versprechen direkt erfüllt.

Mattias Weser (rechts) empfängt den Green Product Award.
Mattias Weser (rechts) empfängt den Green Product Award (Foto: Kushel)

Aber auch in Sachen Nachhaltigkeit setzen Kushel tatsächlich Maßstäbe. Nicht nur die Produktion erfüllt die derzeit strengsten Nachhaltigkeitsstandards, die drei Macher – die Zwillingsbrüder Jim und John Tichatschek sowie ihr Mitstreiter und langjähriger Freund Mattias Weser – haben ihr komplettes Unternehmen nachhaltig organisiert. Was im ersten Moment vielleicht vollmundig, aber immer ambitioniert klingt, hat mit Greenwashing tatsächlich nichts am Hut. Im Gegenteil: Für ihr klima- und ressourcenpositives Produktionskonzept wurden sie bereits mit dem internationalen Green Product Award ausgezeichnet.

Was es genau mit den Handtüchern auf sich hat und wie diese das Klima retten können, erklärt uns Mitgründer Jim im Gespräch.

Greenpeace Energy: Ein Handtuch gegen den Klimawandel. Das ist eine, sagen wir: ambitionierte Aussage. Was macht Euer Handtuch dazu?

Jim Tichatschek: Wir geben unseren Kunden die Möglichkeit ein Produkt zu kaufen, bei dem mehr Ressourcen geschaffen werden, als für die Produktion verbraucht wurden. Wir pflanzen für jedes Handtuch zwei Bäume, die neben vielen positiven ökologischen Effekten auf die Biodiversität jedes Jahr zwischen 5 und 10 kg CObinden.

Greenpeace Energy: In Bezug auf Eure Handtücher verwendet Ihr den Begriff „klimapositiv“. Kannst Du uns das genauer erläutern?

Jim Tichatschek: Ja, gerne! Mit Hilfe der Profis von der Klimapatenschaft GmbH haben wir den Energieverbrauch unserer Produktion und der Logistik in CO2 Emissionen umgerechnet. Wir kompensieren die Emissionen mit Zertifikaten nach dem Goldstandard, arbeiten also klimaneutral. Zusätzlich, und das ist neu bei uns, pflanzen wir zwei Bäume für jedes produzierte Produkt. Damit haben wir einen klimapositiven Impact auf den Planeten bereits ab dem Moment der Baumpflanzung.

Greenpeace Energy: Neben der verwendeten Bio-Baumwolle verwendet Ihr sogenannte Tencel Fasern, also Fasern aus Holz – in Eurem Fall aus Buchenholz. Wie garantiert Ihr hier für ökologische Verträglichkeit?

Jim Tichatschek: Wir beziehen die Holzfasern nicht aus Asien, wo die Herkunft des Holzes und die Entsorgung der Produktionsabfälle nicht immer transparent ist, sondern von Lenzing aus Österreich. Dieser Faserspezialist arbeitet nach europäischen Standards und bezieht das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Europa. Es ist nach den Standards FSC® und/oder PEFC ™ zertifiziert oder geprüft. Konkret wird jeder Baum wieder aufgeforstet und nicht künstlich gedüngt oder bewässert.

Greenpeace Energy: Erkläre uns doch bitte, was diese Tencel Fasern so besonders macht…

Das Cosy Set von Kushel.
Gibt es im Onlineshop und in unserer Verlosung: Das Cosy Sets

Jim Tichatschek: Ganz einfach, die Rotbuchen aus Europa benötigen keine Bewässerung und keinen Dünger um zu wachsen, somit ist die Faser umweltfreundlicher in der Herstellung als Baumwolle. Im Higg Index der Susatainable Apparel Coalition ist Tencel Modal von Lenzing eine der umweltfreundlichsten Fasern überhaupt. Für uns ist aber noch viel wichtiger: Die perfekte Oberfläche und konstante Stärke der Faser. Hanf ist zum Beispiel auch sehr umweltfreundlich, aber Tencel Modal hat eine ganz besonders gleichmäßige Oberfläche ohne Fehler, die Handtücher sind optisch und funktional perfekt konstruiert.

 

Verlosung: Wir verlosen drei Cosy Sets, bestehend aus einem Gästetuch, einem Handtuch und einem Badetuch. Zur Teilnahme an der Verlosung schreiben Sie uns bitte bis zum 22. März 2020 eine E-Mail mit dem Betreff „Kushel“ und Ihrer Postadresse an verlosung@greenpeace-energy.de. Viel Glück!

Greenpeace Energy: Gerade Deutschland ist eines der waldreichen Länder Europas, knapp ein Drittel der Gesamtfläche ist noch immer mit Wald bedeckt. Man könnte annehmen, dies seien gute Voraussetzungen für eine auf Holzfasern basierende Textilindustrie. Stattdessen beherrscht die Baumwolle unsere Kleiderschränke. Hast Du eine Idee, warum es nur so wenig Bekleidung aus Holz gibt?

Jim Tichatschek: Das liegt ganz klar an den hohen Kosten und der noch geringen Nachfrage. Nur wenn mehr Menschen bereit sind für die wahren Kosten der Textilproduktion zu bezahlen, werden innovative und umweltfreundlichere Fasern günstiger. Andererseits ist Biobaumwolle bereits um einiges umweltfreundlicher als konventionelle Baumwolle, wir sehen die Zukunft in gemischten Garnen, so wie wir sie auch für das Kushel Handtuch verwenden.

Greenpeace Energy: Denkst Du, an den Verhältnissen wird sich in absehbarer Zeit etwas ändern?

Jim Tichatschek: Ja, ich sehe mit großer Freude die Relevanz der neuen Umweltbewegung rund um Fridays for Future. Die Nachfrage nach sauberen Textilien steigt und auf den Fachmessen Innatex und Neonyt sehe ich auch, dass das Angebot immer attraktiver wird. Wir zeigen mit Kushel, dass es möglich ist, ein Textilprodukt klima- und ressourcenpositiv zu konzipieren. Wir überkompensieren ja nicht nur die Emissionen, sondern schaffen mit den Bäumen auch noch mehr Trinkwasser für den Planeten als für die Produktion verwendet wurde. Durch die veränderten Baumkronen und Wurzeln steigt der Grundwasserpegel in Mischwäldern, es wird also mehr Regenwasser zu mineralisiertem Frischwasser gefiltert. Fast jeder spricht mit anderen über seine Markenprodukte oder wird darauf angesprochen, zum Beispiel beim Verschenken zu Weihnachten oder zur Geburt. Wenn wir als Marke interessante Konzepte bieten, über die positiv gesprochen werden kann, wird es zunehmend als cool wahrgenommen werden, ein ökologisches Konzept zu haben. Ich glaube sogar mit der weiteren Zuspitzung der Klimakrise wird das ökologische Konzept das wichtigste Merkmal einer Brand bei Markentextilien. Immer mehr Menschen möchten sich gut fühlen und Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems. Einer Studie zufolge sind die Produzenten von Bekleidung und Schuhen für 5 bis 10 Prozent der globalen Umweltverschmutzung verantwortlich, Zeit das zu ändern!

Greenpeace Energy: Ihr versprecht, für jedes verkaufte Handtuch zwei Bäume zu pflanzen. Laut Counter auf Eurer Webseite sind das mittlerweile mehr als 85.000 Bäume. Wo pflanzt Ihr die? Und mit welchen Partnern arbeitet Ihr zusammen?

Eine Gruppe von Menschen bei einer Pflanzaktion im Hamburger Klövensteen.
Pflanzaktion im Hamburger Klövensteen. (Foto: Kushel)

Jim Tichatschek: Mittlerweile sind es sogar schon über 100.000 Bäume! Wir pflanzen die Bäume nicht alle selber, sondern arbeiten mit Experten zusammen. Die Bäume, die wir mit der Klimapaten Pflanzaktion in Deutschland pflanzen, stehen in einem Naturschutzgebiet in der Nähe von Hamburg. Der Förster garantiert eine Lebensdauer von mind. 50 Jahren für die Bäume. Die Bäume die wir mit Plant for the Planet in Mexiko pflanzen, sind Teil eines Waldes, in dem junge Menschen in ökologischer Forstwirtschaft ausgebildet werden. Es werden rund 20 Prozent der Bäume mit einem wirtschaftlichen Zweck gepflanzt, die restlichen heimischen Arten erschaffen einen Urwald auf dem Stiftungsgelände. Die Bäume die wir mit Trees for the Future in Afrika pflanzen, sind Teil der lokalen Landwirtschaft, sie geben den Rahmen für einen Waldgarten. Ein Waldgarten ist ein von Bäumen eingerahmter Garten in Fussballfeldgröße. Die Bäume geben dem Garten Schutz vor Wind, Sonne und wilden Tieren. So erfüllen die Bäume einen wirtschaftlichen Zweck und die Chance auf eine lange Lebensdauer ist höher als zum Beispiel bei einem Plantagenbaum. Keiner unserer Partner pflanzt Monokultur-Plantagenbäume. Wir haben aber grade erst angefangen und sind immer auf der Suche nach neuen Partnern, bis Ende 2025 haben wir uns als Ziel gesetzte 1 Million Bäume zu pflanzen.

Greenpeace Energy: Ihr seid ein sogenanntes B Corp zertifiziertes Unternehmen. Magst Du uns kurz erklären, was es damit auf sich hat?

Die B-Corp Zertifizierung.

Jim Tichatschek: Wir sind stolz drauf, die erste Textilmarke in Deutschland zu sein, die eine B-Corp Zertifizierung für unsere hohen Standards im Bereich Nachhaltigkeit und sozialem Engagement bekommen hat. Als B-Corp haben wir uns verpflichtet, jede Unternehmensentscheidung abzuwägen zwischen Profit und Gemeinwohl. Die Zertifizierung prüft verschiedene Aspekte des Unternehmens, nicht nur ökologische. Wir mussten uns zum Beispiel ein verbindliches Regelwerk geben zur Mitarbeitermitbestimmung, zu Fortbildungsangeboten und werden uns auch in den politischen Diskurs einbringen, Mattias kandidiert für einen Sitz in der Handelskammer im Hamburg, Das alles bringt Punkte für die Zertifizierung als B-Corp. Das System funktioniert ähnlich wie eine Gemeinwohl-Bilanz und muss alle zwei Jahre neu bearbeitet werden. Für uns als Unternehmen, das mit verschiedenen Materialien wie z.B Holz arbeitet, ist das B-Corp Siegel passender als zum Beispiel GOTS, welches nur auf Produkte aus Baumwolle anwendbar ist. Dennoch fordern wir von allen Produzenten der Supply Chain nach dem GOT Standard zu arbeiten und bezahlen auch für diese Qualität im Einkauf.

Greenpeace Energy: Wir rekapitulieren: Eure Handtücher sind nicht nur kuschelig, sondern auch aus ökologischen und sozialen Gesichtspunkten vorbildhaft. Euer gesamtes Unternehmen arbeitet sowohl klima- als auch wasserneutral. Ökostrom bezieht Ihr von Greenpeace Energy. Ihr pflanzt Bäume… wo siehst Du trotz allem bei Euch noch Handlungsbedarf? Geht es noch nachhaltiger?

Jim Tichatschek: Ja, unsere Produkte und auch die Verpackung sind zwar biologisch abbaubar, aber eigentlich müssen viel mehr Produkte recycelt werden. Wie genau das bei uns funktioniert, wissen wir noch nicht, aber unser Ziel ist es, ein Kreislauf System zu etablieren, gerne auch mit anderen Herstellern von Textilien zusammen, wer jemanden kennt der das kann – ich bin interessiert!

Greenpeace Energy: Ihr ladet auf Eurer Webseite dazu ein, sich Euch als Treefluencer anzuschließen. Influencer ist mittlerweile jede*r Dritte. Was aber zum Kuckuck ist ein Treefluencer?

Schriftzug "We love our #Treefluencer".Jim Tichatschek: Das ist jemand der uns dabei hilft, noch mehr Bäume zu pflanzen. Wir pflanzen die Bäume nicht nur für produzierte Produkte, sondern auch wenn Menschen sich an unseren Marketingaktionen beteiligen. Für eine Empfehlung oder einen Kommentar pflanzen die Treefluencer Bäume. Es geht uns darum, dass wir den Kunden zeigen, welche Kraft Sie haben. Jeder Mensch entscheidet mit seiner Geldbörse oder mit seiner Aufmerksamkeit jeden Tag welche Unternehmen erfolgreich sein sollen und in was für einer Welt wir leben möchten.

Greenpeace Energy: Lieber Jim, hab vielen Dank für diese ausführlichen Einblicke in Euer Tun. Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und uns allen noch viele neue Bäume!

INFO: Alle Infos und den Onlineshop finden Sie auf der Webseite von Kushel. Kundinnen und Kunden sowie Mitglieder erhalten einen exklusiven Rabatt von 20 Prozent auf Ihre Bestellung. Nutzen Sie hierfür den Rabattcode GPE20. Dieses Angebot gilt bis zum 22.03.2020.

Matthias Hessenauer
Matthias Hessenauer
Der Medienkaufmann und studierte Marketing-Kommunikations-Ökonom ist seit 2008 bei Green Planet Energy tätig. Nach seinem Quereinstieg in den Privatkundenservice und weiteren acht Jahren im Marketing, verantwortet er seit 2019 den Bereich Kooperationen bei Green Planet Energy.